EZB: Geldmenge M3 um 2,9 Prozent angestiegen

Die Geldmenge ist eine schwer zu fassende aber für Kapitalanleger durchaus bedeutende Größe. Volkswirtschaftlich wird die Geldmenge als gesamter Geldbestand in den Händen von Nichtbanken quantifiziert. An der etwas schwammigen Definition ist schon zu erkennen, dass man die Größe auf verschiedene Weisen auslegen könnte. Da sie allerdings insbesondere für die Geldpolitik von überragender Wichtigkeit ist, hat die Europäische Zentralbank (EZB) eine konkretere Begriffsbestimmung festgelegt.

Die Geldmenge wird von der EZB als Summenaggregat aus der Geldmenge M1 (Bargeld und täglich fällige Einlagen), M2 (Einlagen mit einer vereinbarten Laufzeit von bis zu 2 Jahren und einer Kündigungsfrist von 3 Monaten) sowie M3 (Repogeschäfte, Geldmarktfonds, Geldmarktpapiere und Schuldverschreibungen mit einer vereinbarten Laufzeit von bis zu 2 Jahren) definiert. In der geldpolitischen Strategie spielen die Aggregate eine wichtige Rolle. Mit einem Geldmengenziel will die EZB durch die Identifikation von Grunddynamiken im Wachstumsprozess der Geldmenge mittelfristige Risiken für die Preisniveaustabilität ausmachen.

Über die klassische Quantitätstheorie können auf Basis des Wachstums der Geldmenge Rückschlüsse auf die Entwicklung der Inflation gezogen werden. Die Quantitätsgleichung definiert das nominale Bruttoinlandsprodukt als Produkt der Geldmenge und der Einkommenskreislaufgeschwindigkeit des Geldes. Gemäß den Annahmen, dass das Wachstum des Realoutputs langfristig konstant ist und sich auch die Kreislaufgeschwindigkeit des Geldes über die Zeit hinweg nicht wesentlich ändert, führen Variationen der Geldmenge zu proportionalen Variationen des Preisniveaus. Dies motiviert auch die Annahme der Klassiker, Geld liege wie ein Schleier über der Realwirtschaft. Gemäß der Quantitätstheorie führen monetäre Impulse ausschließlich zu Wirkungen auf das Preisniveau, nicht aber auf reale Größen wie das Einkommen oder die Produktion.

Vor diesem Hintergrund lässt sich die folgende Nachricht der EZB gut einordnen: Die Geldmenge M3 ist im Vergleich zum Vorjahr um 2,9 Prozent angestiegen (siehe dazu auch unsere Statistiken zur Geldmenge). Damit ist sie stärker angestiegen, als Experten vermutet hatten. Über den quantitätstheoretischen Zusammenhang wäre nun mit einem proportionalen Anstieg des Preisniveaus, also auch mit einer Inflationsrate von 2,9 Prozent zu rechnen. In der Realität lassen sich die Annahmen der Quantitätstheorie zwar bei weitem nicht bestätigen, dennoch kann ein grober Inflationstrend anhand dieser Daten prognostiziert werden.

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