Mittelfristig kein Inflationsrisiko für den Euroraum?

Der Europäischen Zentralbank (EZB) kann für die ersten Jahre der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion ein Testat für die Zielerreichung ihres selbstgesteckten Inflationsziel ausgestellt werden. Nachdem kurz nach Einführung des Euro im Jahr 1999 zwar aufgrund von Überhitzungserscheinungen in einigen Volkswirtschaften durchaus inflationäre Tendenzen vorhanden waren, schwankte die Inflationsrate für den Euroraum seitdem bis zum Jahr 2008 um ihren Zielwert von 2 Prozent. Zwar lag die aggregierte Inflationsrate in diesem Zeitraum durchschnittlich eher knapp über als unter 2 Prozent, dennoch sind sich viele Volkswirte einig, dass die EZB damit ihr Ziel zur Gewährleistung von Preisstabilität erreicht hat. Seit der Finanz- und Schuldenkrise hat es zunächst kurzzeitig eine deflationäre Tendenz Ende des Jahres 2008 und Anfang des Jahres 2009 gegeben. Diese hielt allerdings kaum an, sondern drückte sich nach Erholung der europäischen Konjunktur, die vor allem von Deutschland mit beflügelt wurde, auch wieder in steigenden Inflationsraten aus. Diese überschritten im Jahr 2010 und 2011 dann sogar teilweise die Marke von 3 Prozent.

Inzwischen geht die EZB wieder von einer Erreichung des Inflationsziels von 2 Prozent aus. Nach dem starken Anspringen der Konjunktur im Anschluss an die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 hat es sicherlich wieder Preissteigerungen gegeben. Diese werden aktuell für eine mittlere Frist allerdings als moderat eingeschätzt, auch wenn die EZB derzeit noch mit heftigen expansiven geldpolitischen Maßnahmen Liquidität in die Märkte pumpt. In Zukunft kann jedoch auf kurze bis mittlere Sicht nicht unbedingt mit Inflation gerechnet werden.

Dafür liefert auch der BVR-Zins-Tacho, ein Indikator des Bundesverbandes der Volks- und Raiffeisenbanken einen Anhaltspunkt. Dieser bezieht die konjunkturelle Situation, die Entwicklung der Preise und der Liquidität mit verschiedenen Gewichtungen ein um einen Indikator für die Inflationsrisiken im Euroraum zu ermitteln. Der Indikator ist seit Februar 2012 rückläufig und zeigt damit sinkende Inflationsrisiken an. Lag er im Februar 2012 noch bei einem Wert von 46, so ist er zwischenzeitlich bis April 2012 um drei Punkte auf 43 gesunken.

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