Für die September-Ausgabe von »Finanztest« haben sich die Tester der Zeitschrift Videotelefonie-Programme zur Brust genommen. Die Feststellung dabei: »Funktioniert – aber nicht ganz reibungslos«.
Kontoeröffnung via Videotelefonie denn via PostIdent
Auf ihrer Internetseite Test.de schreibt die Stiftung Warentest in einem Beispiel darüber, wie eine Kontoeröffnung bei der Direktbank ING-DiBa per Videochat ablief. Dies scheint ein, anders als beim VideoIdent gedacht, bei der Direktbank dann doch ein aufwändigeres Verfahren zu sein. Die ING-DiBa arbeitet für ihr Identifizierung per Videochat mit dem im Berlin ansässigen Unternehmen WebID Solutions zusammen.
Um ein Tagesgeldkonto (bei der ING-DiBa als Extra-Konto bezeichnet) zu eröffnen, müssen die wichtigsten Daten eingegeben werden, darunter auch die des Referenzkontos. Ist dies gemacht, kann es endlich mit dem Videochat zur Identifizierung losgehen. Könnte es. Nur klappt beim Test der Zugang über Apples Standardbrowser Safari nicht.
Auch sonst zeigt sich, dass VideoIdent zum Teil noch eher in den Kinderschuhen steckt, muss der neue Kunde seine Daten doch nochmals eingeben zum Identifizieren. Um die Videotelefonie zur Kontoeröffnung durchführen zu können, wird er dazu von der Webseite der Direktbank zur Webseite von WebID Solutions weitergeleitet.
Beim Testen der Videoidentifizierung bei der ING-DiBa gab es bei dem Lesen des Ausweises laut Stiftung Warentest Probleme. Anfangs konnte der Mitarbeiter von WebID Solutions am anderen Ende der Videoaufnahme die Daten auf dem Personalausweis nicht erkennen. Erst als der neue Kunde, in diesem Fall ein Testkunde der Zeitschrift „Finanztest“, den Ausweis näher an die Kamera hält, kann der Mitarbeiter die Daten lesen.
Zusätzlich werden Fotos von der Vorder- und Rückseite des Ausweises gemacht. Ob hier das gesamte Bild gespeichert wird, mitsamt aller Daten, auch der für die Identifikation irrelevanten? Das wissen wir leider nicht und dies wird aus den Aussagen der Tester leider nicht ersichtlich.
Brille auf dem Passfoto? Bitte absetzen!
Wie sich beim Test von Videotelefonie herausgestellt hat, ist es wichtig so auszusehen wie auf dem Passfoto. D. h. wer auf dem Foto auf seinem Ausweis keine Brille trägt, muss diese bei der Identifikation über den Videochat absetzen. Dies gilt natürlich andersrum genauso. Wer eine Brille auf dem Passfoto trägt, muss eine solche auch tragen. Da es sonst zu Unstimmigkeiten hinsichtlich der Identifizierung kommen kann.
Sich hierüber aufregen, weil es die Identifikation per Videotelefonie verzögert, wäre deshalb fehl am Platz. Am besten vor dem Videochat bereits daran denken und nach Eingabe der Daten entweder die Brille ab- oder aufsetzen.
Videochat zur Kontoeröffnung ist nicht gleich Videochat. Hier geht es in Sachen Datenschutz weit auseinander. Während das Unternehmen IDnow, das u. a. mit der Commerzbank und der PSD Bank Hessen Thüringen zusammenarbeitet, Skype nicht verwendet. Bietet WebID Solutions sowohl die Übertragung via Skype wie auch einem eigenen System an.
Stiftung Warentest schreibt dazu: »Populäre Videotelefonie-Programme wie Skype sind aus Sicht der Tester keine sichere Alternative, denn es ist unklar, ob die sensiblen Kundendaten jederzeit verschlüsselt sind.«
Während IDnow Skype aufgrund der Bedenken in Sachen Datenschutz nicht verwendet und auch die BfDI dies skeptisch betrachtet. Bietet WebID Solutions nach wie vor den externen Dienst von Microsoft an.
Empfehlung der BfDI ist deutlich!
Die Bundesbeauftragte für Datenschutz und der Informationsfreiheit wies bereits vor einigen Monaten «[…] darauf hin, dass gegenüber einer Einbindung des Kommunikationsprogrammes Skype in den Identifizierungsprozess erhebliche Skepsis besteht.«
WebID-Chef Frank Jorga wird in der den VideoIdent-Test begleitenden Pressemitteilung von Stiftung Warentest auch zitiert. Jorga über Skype: »Die gleiche Sicherheit wie bei unserem hauseigenen Produkt können wir nicht garantieren.« Dazu bedarf es wohl kaum eines weiteren Kommentars?!
Fazit
VideoIdent ist eine passende Alternative zum PostIdent-Verfahren. Verbraucher, welche über die Videotelefonie ein Konto eröffnen wollen, sollten jedoch vorab einige Punkte beachten. Das Wichtigste dabei ist der Datenschutz. Wir folgen hier der Empfehlung der Bundesbeauftragten für Datenschutz und der Informationsfreiheit und lehnen die Verwendung von Skype im VideoChat ab. Der Grund hierfür liegt auf der Hand: Es ist nicht klar, was mit den Daten, die über diese Art der Videoaufnahme versendet werden, geschieht.
Da IDnow klare Stellung bezogen hat zu diesem Thema und der Empfehlung der BfDI gefolgt ist, können wir VideoIdent derzeit nur über diesen Dienst empfehlen. Ob andere Dienste Skype in Zukunft aus dem Programm nehmen werden, ist derzeit nicht zu sagen.
Auch wenn die Videoidentifizierung ihre Zeit braucht und nicht in zwei Minuten abgeschlossen ist ,bietet diese Art der Authentifizierung die Möglichkeit einer Durchführung von zu Hause. Der Weg zur nächsten Postfiliale oder Postagentur ist damit nicht mehr nötig.
Allein das macht das VideoIdent-Verfahren schon so wichtig in einer Zeit, in welcher die Wege zur nächsten Post mitunter viel länger sind, als es früher der Fall war.
Aber: die Entscheidung für oder gegen Videotelefonie als Möglichkeit der Identifikation bei Kontoeröffnungen muss letztlich jeder für sich selbst treffen. Hierbei ist auch wichtig wie das Unternehmen arbeitet, welches den Videochat als Drittunternehmen für die Banken durchführt. Hält es sich an die Empfehlungen der BfDI, oder nicht?
Dies ist, unserer Ansicht nach, ein springender Punkt in Sachen Entscheidung für VideoIdent – oder in bestimmten Fällen dann doch dagegen.
Mehr Informationen zum Thema Videoidentifizierung und den in Europa führenden Anbieter IDnow erhalten Sie hier.
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