Fällt heute der Leitzins in der Euro-Zone auf null?

Es ist 2014 und die erste geldpolitische Sitzung der Europäischen Zentralbank im neuen Jahr. Gespannt sehen Experten wie Bürger nach Frankfurt, dem Sitz der EZB und die bange Frage brennt in den Köpfen: fällt heute der Leitzins in der Euro-Zone auf null? Im November des vergangenen Jahres wurde der Leitzinssatz für die Länder der Währungsunion auf 0,25 Prozent gesenkt. In der Folge sanken die Zinsen für Spareinlagen bei vielen Banken. Bei den Ratenkrediten tat sich indes weniger, wie die gestern von der EZB veröffentlichte MFI-Zinsstatistik für die Euro-Zone zeigt. Vor allem in Deutschland sind die Auswirkungen des niedrigen Leitzinses auf die Sparzinsen zu spüren: die Banken hierzulande benötigen die Spareinlagen ihrer Kunden nicht wirklich, und bieten deshalb größtenteils nur noch Minizinsen an für Tagesgelder und Festgeldkonten.

Tagesgeldzinsen berechnen

Sollte der Leitzins jetzt auf null Prozent gesenkt werden, dürfte dies möglicherweise fatale Auswirkungen auf die deutsche Zinslandschaft haben. Bereits heute gibt es im Bereich Tagesgeld nur eine einzige Bank, die überhaupt noch 1,50 Prozent p.a. anbietet, die ING-DiBa, und selbst dies nur noch auf vier Monate garantiert. Die Möglichkeiten, die Inflationsrate auszugleichen, die im Dezember 2013 bei voraussichtlich 1,4 Prozent lag, werden damit immer schwieriger, wie das Tagesgeld Ranking aktuell zeigt. Eine weitere Leitzinssenkung würde aller Voraussicht dazu führen, dass es noch weiter nach unten geht mit den Zinsen für Spareinlagen. Gerade Filialbanken bieten bereits heute in den meisten Fällen nur noch Zinsen weit unter der Inflationsrate an, was gleichbedeutend ist mit einer hohen negativen Realverzinsung = der Sparer zahlt drauf, wenn er spart, weil er letztlich Minuszinsen dafür erhält.

Ersparnisse in verschiedene Geldanlagen aufteilen

Den Kopf in den Sand zu stecken als Sparer und Anleger, dies bringt jedoch nichts. Stattdessen ist es empfehlenswerter, sich in Ruhe nach neuen Sparmöglichkeiten umzusehen oder aber nach Banken, deren Zinspolitik recht solide ist und die versuchen, ihre Sparzinsen trotz niedrigem Leitzins stabil zu halten. Und: es sollte dabei auch die Frage gestellt werden, wie hoch die Sicherheit der eigenen Anlagen eigentlich wirklich sein soll, und ob es nicht vielleicht Sinn machen würde, die eigenen Ersparnisse aufzuteilen und einen Teil sicher anzulegen: als Tagesgeld, Festgeld oder als eine anders geartete Spareinlage. Und den Rest auf verschiedene Risikoanlagen aufzuteilen, um unter dem Strich dann eben doch noch eine halbwegs gute Rendite zu erwirtschaften und damit eine Verzinsung deutlich über der Inflationsrate anzustreben. Der Weg dahin beginnt jedoch schon damit, sich nach gut verzinsten Tagesgeldkonten und Festgeldern umzusehen und sich eben nicht von der eigenen Hausbank mit unterirdisch schlechten Zinsen abspeisen zu lassen. Zwar halten viele Verbraucher das Sparen bei der eigenen Hausbank immer noch für praktisch, aber Jahr für Jahr gehen ihnen so gute Zinsen verloren, und sie schenken ihrer Bank letztlich ihr Geld, erhalten aber nichts dafür zurück.

Hausbank oder Direktbank?

Und mal ehrlich gesagt: das Thema Hausbank ist doch sowieso etwas, was man eher realistisch betrachten sollte. Natürlich mag es praktisch sein, eine Bank vor Ort zu haben, aber die persönlichen Ansprechpartner früherer Tage gibt es längst nicht mehr. Die Bankenwelt hat sich seit vielen Jahren gewandelt, hin zu einem reinen Dienstleistungsbereich, bei dem es hauptsächlich um Provisionen und in den seltensten Fällen noch um den Menschen selbst geht. Wer sich da seinen Obrigkeitsglauben erhalten will und glaubt, er sei bei seiner alten Hausbank besser aufgehoben als beispielsweise bei einer Direktbank mit zwar nicht direkter „Nähe“, aber dafür oft deutlich besseren Konditionen für Tagesgeldkonten, Festgelder und auch Girokonten, der wird vielleicht eines Tages feststellen müssen, dass er dies mit barem Geld bezahlt hat – das anderweitig wahrscheinlich besser aufgehoben gewesen wäre.

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