Europäische Wahlergebnisse machen Ende der Eurozone wahrscheinlicher

"Merkel allein in Europa" titelt heute das Handelsblatt und weist damit auf die völlig neue Situation in der Eurozone hin, was vielen privaten Anlegern wieder erhebliche Sorgen über die Zukunft des europäischen Währungsraums beschert. Der konservative französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy ist am vergangenen Sonntag nicht erneut wiedergewählt worden und kündigte an, sich aus der Politik zurückzuziehen. Sarkozy war der wichtigste Verhandlungspartner Merkels auf europäischer Ebene. Nicht nur, dass es beide Regierungsführer als historische Verpflichtung ansahen, Deutschland und Frankreich in enger Kooperation als leitende Kräfte in der Eurozone zu etablieren, auch persönlich verstanden sich beide sehr gut. Letzteres erleichterte sicherlich Vieles. Nachdem nun Francois Hollande neuer französischer Staatspräsident geworden ist, wird sich die Kanzlerin auf einen neuen Verhandlungspartner einstellen müssen, der schon im Rahmen des Wahlkampfes angekündigt hat, viele Positionen Sarkozys nicht weiter fortzusetzen.

In Deutschland versucht man mit dem Regierungswechsel in Frankreich professionell umzugehen. Die Zukunft der Eurozone hänge nicht davon ab, welches Parteibuch der französische Staatspräsident trage. Die staatspolitische Verantwortung habe einen sehr viel höheren Rang als derartige Aspekte. Selbstverständlich, so entnimmt man der Bundesregierung, wird Angela Merkel auch mit Hollande gut zusammenarbeiten und das Band zwischen Deutschland und Frankreich weiterhin eng und stabil halten. Eine gewisse Eingewöhnungszeit für den neuen Verhandlungspartner wird es allerdings wohl dennoch geben.

Inzwischen wurde auch in Griechenland neu gewählt: Die Griechen straften den harten Sparkurs der Regierungsparteien ab und votierten damit inhaltlich ähnlich wie in Frankreich. Die Bevölkerungen wehren sich stark gegen die harten Einschnitte, die sie im Nachzug der europäischen Staatsschuldenkrise verkraften mussten. Beide Wahlausgänge sind dementsprechend mit starken Unsicherheiten über die politischen Verhandlungen zur Lösung der Staatsschuldenkrise verbunden. Dies griff nicht zuletzt auch die Ratingagentur Fitch auf, die ein Ende der Eurozone – in der Form, wie wir sie heute kennen –  jetzt als wahrscheinlicher einstuft als noch vor einigen Wochen. Nach den Wahlen in Griechenland sei die Wahrscheinlichkeit für einen Austritt der Griechen aus der Eurozone gewachsen.

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