Persönliche Vorteilsnahme ist in öffentlichen Ämtern ein absolutes Verbot. Sollte ein Fall an die Öffentlichkeit gelangen, bei dem offensichtlich ist, das ein Politiker oder ein sonstiger Inhaber eines öffentlichen Amtes persönlich von seinem Status profitiert hat, kann das zu einem gehörigen Druck und gar zum einem erzwungenen Rücktritt führen. Diesen Mechanismus erfährt Bundespräsident Christian Wulff gerade am eigenen Leibe. Ob hier die Vorteilsnahme nun tatsächlich nachgewiesen werden kann oder tatsächlich stattgefunden hat, entzieht sich der Kenntnis der Beobachter. Insgesamt ist dies schwierig nachweisbar. Aber auch wenn es nicht belegt werden kann, kann es Politiker und andere Amtsträger das Amt kosten. Diese Erfahrung hat nun auch der Schweizer Notenbankchef Philipp Hildebrand mache müssen. Er trat gestern von seinem Amt als oberster Währungshüter der Schweiz zurück.
Damit ergänzt Hildebrand den Kreis der Notenbanker, die aus entsprechenden Vorwürfen von ihrem Amt zurückgetreten sind. Dazu zählen unter anderem auch der ehemalige Bundesbankpräsident Welteke, der sich mehrere Aufenthalte im Berliner Hotel Adlon von der Commerzbank sponsern ließ oder der italienische Notenbanker Fazio, der sich wegen Insidergeschäften verantworten musste. Auch Hildebrand werden Insidergeschäfte vorgeworfen. Im August wurde vom Konto seiner Frau eine Kauforder über Dollar im Wert von 400.000 Schweizer Franken ausgeführt, wenige Monate später mit einem satten Gewinn von 75.000 Franken wurde die Währung wieder verkauft. Zwischenzeitlich hat die Schweizer Zentralbank ihre eigene Währung mit einem Mindestkurs an den Euro gekoppelt – unter Federführung Hildebrands. Inwieweit sich auch hier der Vorwurf letztlich bestätigen lässt, kann die Öffentlichkeit nicht nachprüfen. Offensichtlich ist jedoch, dass für Schweizer Notenbanken weitaus laxere Regeln gelten als für europäische Geldpolitiker. Selbst Angehörigen von EZB-Mitarbeitern sind derartige Insidergeschäfte verboten. In der Schweiz ist dies nicht so eindeutig geregelt.
Der Druck auf Hildebrand ist in den letzten Tagen offensichtlich zu groß geworden. Hatte er in der Vergangenheit immer noch beteuert, dass er nicht zurücktreten wollte, so hat er es gestern doch getan. Ein abschließender Beweis über seine potentiellen Vergehen liegt nicht vor. Interessant dürfte nun aber die Regelung seiner Nachfolge werden. Schließlich gibt es einen berühmten Schweizer Banker, der bald nicht mehr in seiner aktuellen Führungsposition tätig sein wird und auch bisher keinen neuen Job angetreten ist: Es handelt sich um Josef Ackermann, den Noch-Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank. Auf die Entwicklungen darf man also gespannt sein.