Zentralbanken fluten Geldmarkt mit Liquidität

Gestern um Punkt 14 Uhr ist der Auslöser für einen fünfprozentigen Kurssprung des Deutschen Aktien Index (DAX) gelegt worden. In einer gemeinsamen Erklärung der Europäischen Zentralbank (EZB), dem Federal Reserve System (Fed) und vielen anderen Notenbanken wie etwa der Bank of England, der schweizerischen oder kanadischen Zentralbank kündigten die Zentralbanker an, dem Geldmarkt in unbegrenzter Form Liquidität zur Verfügung zu stellen. Damit lockern die Zentralbanken ihre Politik und gehen zu einer stark expansiven Geldpolitik über. Diese kann durch Zinssenkungen beim Hauptrefinanzierungsinstrument, Senkung des Mindestreservesatzes oder Staatsanleihenkäufe durchgeführt werden. Dazu hat man sich nun gemeinsam durchgerungen. Sogar die chinesische Zentralbank hat erstmals seit drei Jahren ihren Mindestreservesatz gesenkt und damit die Geldschöpfungsmöglichkeiten der Geschäftsbanken erhöht.

Vorausgegangen war eine Zuspitzung der Staatsschuldenkrise. Ein ähnliches Szenario wie nach der Lehman-Pleite im Jahr 2008 konnte beobachtet werden: Die Banken leihen sich untereinander kaum noch Geld (und wenn, dann nur zu sehr hohen Zinsaufschlägen), da sie angesichts der Ungewissheit über Bestände an Staatsanleihen maroder Staaten in den Bilanzen kein Vertrauen mehr zueinander aufbauen können. Dies hatte dazu geführt, dass viele Geschäftsbanken ihr Geld lieber bei der Europäischen Zentralbank „overnight“ geparkt haben. Auch die Nachfrage nach deutschen Staatsanleihen, die weiterhin als enorm sicher gelten, ist stark gestiegen. Erstmals wurde für deutsche Staatsanleihen sogar ein negativer Zins von 0,05 Prozent fällig. Damit müssen Investoren nun eine Gebühr tragen, damit sie Deutschland Geld leihen dürfen.

Die Bewertung der gemeinsamen Aktion der Zentralbanken fällt gemischt aus. Börsen haben die Ankündigung gefeiert. Der DAX legte kurzzeitig kräftig zu. Wirtschaftsexperten hingegen gehen sehr kritisch mit diesem Schritt um und weisen darauf hin, dass es sich hier nur um ein Manöver handelt um Zeit zu kaufen. Es stellt keine Lösung der Staatsschuldenkrise dar und schützt auch nicht vor einer drohenden Rezession. Es wirkt nur dämpfend und kurzfristig abmildernd auf die aktuelle Situation. An einer richtigen Lösung muss dennoch weiterhin gefeilt werden.

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