Es müsse ein europäischer Finanzbinnenmarkt geschaffen und die Regulierung der Bankenbranche auf den Prüfstand gestellt werden. Das forderte Bankenpräsident Hans-Walter Peters auf der Jahrestagung von IWF und Weltbank. Dabei geht es ihm nicht zuletzt um die Konkurrenzfähigkeit europäischer Banken. Die viele faulen Kredite, die europäische Banken weiterhin belasten, scheint er hingegen zu vergessen.
Europäische Banken werden ausgebremst
Für Bankenpräsident Peters gibt es derzeit zwei Prioritäten. Zum einen will er die Schaffung eines einheitlichen europäischen Finanzbinnenmarktes voranbringen. „Auch Ende 2018 ist die Europäische Union weit von einem einheitlichen Finanzbinnenmarkt entfernt“, sagte er auf der Jahrestagung von IWF und Weltbank. Er sieht europäische Banken durch nationale Einzelmärkte ausgebremst – beispielsweise im Vergleich zur USA.
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Zum anderen hält er die Regulierung der europäischen Banken für überkomplex. „Wir brauchen einen Regulierungs-Check, um das Zusammenwirken der vielen einzelnen Elemente zu analysieren“, sagt Peters. Dabei hat er die Regulierungen im Blick, die nach der Finanzkrise eingeführt wurden.
Weiterhin viele faule Kredite
„Die europäische Wirtschaft braucht eine Vielfalt an Wettbewerbern – profitable pan-europäische Banken sind ein wichtiger Teil dieser Vielfalt“, sagte Peters weiter.
Unbestritten sind starke europäische Banken ebenso wichtig wie eine Vielfalt an Wettbewerbern. Die Forderungen nach einer Überprüfung der Regulierung, die mindestens auf eine Vereinfachung, wenn nicht auf einen Abbau zielt, verwundert jedoch insofern, als Peters unter anderem mit Blick auf weiterhin vorhandene faule Kredite einer einheitlichen europäischen Einlagensicherung skeptisch gegenübersteht.
Zwar ist das Volumen der faulen Kredite in der Eurozone von über 1,1 Billionen Euro 2014 auf 800 Milliarden Euro 2017 geschrumpft. Das sind aber immernoch 5,1 Prozent der gesamten Kredite in der Eurozone. In den USA und China wird der Anteil der faulen Kredite mit 1,5 beziehungsweise 1,75 Prozent angegeben (auch wenn Zweifel an diesen Angaben gestattet sind).
Deregulierung auf Kosten anderer?
Vor diesem Hintergrund wirkt die Forderungen nach einer Überprüfung der Regulierung mindestens verfrüht. EZB-Bankenaufseherin Danièle Nouy meint sogar, es gebe im Bankensektor nach wie vor zu viele Schlupflöcher, um sich auf Kosten anderer zu bereichern. Das Bankgeschäft bietet „eine Menge Gelegenheiten reich zu werden auf Kosten anderer – ob diese Kunden sind, Aktionäre oder Steuerzahler“, sagte sie in einer Rede in Brüssel.
Gesetze betrachtet Nouy als eine Verteidigungslinie. „Die Gesetzgeber müssen einen soliden regulatorischen Rahmen schaffen.“ Gerade bei den Sanktionsmechanismen sei man in vielen Punkten noch nicht am Ziel angelangt.
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Weiterführende Links
die bank – Neue Herausforderungen für europäische Banken
Handelsblatt – EZB-Bankenaufseherin hält Kultur in der Branche immer noch für verbesserungswürdig