Brexit: Banken liebäugeln mit Frankfurt

Das erste Treffen der Brexit-Unterhändler ist vorüber. Es ging vor allem um den Zeitplan, dem Großbritannien und die EU folgen wollen. Es soll versöhnlich zugegangen sein. Zugleich zeigt das Treffen aber auch: Der Brexit kommt wirklich. Angelsächsische Banken haben die Zeichen erkannt und konkretisieren ihre Pläne für einen Umzug. Frankfurt am Main ist dabei für viele Häuser wie Goldman Sachs die erste Wahl.

Goldman Sachs verdoppelt Zahl der Mitarbeiter in Frankfurt

Gerüchte über angelsächsische Banken, die im Zuge des Brexits ihre Geschäfte auf das europäische Festland verlegen wollen, gibt es schon lange. Oft fiel dabei Frankfurt am Main als beste Alternative zu London. Doch auch andere Standorte gelten als attraktiv, Dublin und Paris beispielsweise. Goldman Sachs macht jetzt als erste Bank Nägel mit Köpfen. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung gab Richard Gnodde, der Europachef von Goldman Sachs bekannt, dass die Zahl der Mitarbeiter in Frankfurt voraussichtlich mindestens verdoppelt werden soll. Aktuell arbeiten rund 200 Angestellte in der Metropole am Main.

Konkrete Gesuche zahlreicher Banken

Goldman Sachs ist jedoch nicht die einzige Bank, die verstärkt nach Büroflächen in Frankfurt sucht. Im Durchschnitt streben alle eine Verdoppelung der Mitarbeiterzahl an. Bei Morgan Stanley geht man sogar von einer Verdreifachung der Angestellten aus. „Um die Jahreswende waren das oft noch eher unverbindliche Erwägungen, jetzt agieren die mit klaren Vorgaben“, zitiert die Frankfurter Allgemeine Zeitung einen Projektentwickler. JP Morgan hat weitere Räumlichkeiten im Taunusturm ins Auge gefasst. Ebenfalls zu den Suchenden zählen die Citigroup und die Mitsubishi Bank. Die Standard Chartered Bank soll sich bereits für ein Objekt entschieden haben. Umzugsgerüchte gibt es auch um die beiden schweizerischen Banken UBS und Credit Suisse. Summiert man die Gesuche, kommt man auf einen Bedarf von zwei bis drei Wolkenkratzern.

EZB lockt Banken nach Europa

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bereits vor einiger Zeit signalisiert, dass sie britischen Banken, die nach Europa umziehen wollen, entgegenkommen wird. So soll es großzügige Übergangsfristen geben, damit die Banken genügend Zeit haben, sich den Anforderungen anzupassen. Briefkastenfirmen, die ihre Geschäfte in Wahrheit weiterhin aus Großbritannien führen, soll es dagegen nicht geben. Für Anleger, die ihr Geld auf britischen Banken verwahren, kann es im Zuge der Brexit-Verhandlungen ebenfalls zu Veränderungen kommen, da nach Ende der Verhandlungen die EU-Einlagensicherung von 100.000 Euro pro Kunde für Großbritannien nicht mehr verpflichtend sein wird. Bis dahin ist aber noch Zeit, denn die Verhandlungen haben erst im März 2017 begonnen und sind auf zwei Jahre angelegt. In Europa gibt es zudem attraktive Alternativen wie das Key Project Festgeld oder das Festgeld der Banco BNI, auf dem Anleger bei einer Laufzeit von 24 Monaten 1,41 % Zinsen erhalten (Stand: 23.06.2017).
Weiterführende Links

Zeit Online – EU und Großbritannien einigen sich auf Verhandlungszeitplan

FAZ – Die Brexit-Flüchtlinge kommen tatsächlich Tagesschau – EZB kommt Banken entgegen