Morgen könnte ein rabenschwarzer Tag in der Geschichte der Euro-Zone werden. Nachdem der Rat der Europäischen Zentralbank in seiner November-Sitzung eine Senkung des Leitzinses auf nur noch 0,25 Prozent beschlossen hat, und durch die Erklärungen danach das Damoklesschwert "Nullprozent" über den Köpfen der Sparer kreist, ist alles möglich. Das bedeutet, es könnte sein, dass der Leitzins noch eine Weile auf 0,25 Prozent bleibt – oder aber die EZB-Rat den historischen Schritt wagt und diesen wichtigen Zinssatz auf 0,00 Prozent senkt.
Eine Senkung des Leitzinses könnte jedoch in Deutschland zu einem Desaster für die Sparer führen. Im 3. Quartal dieses Jahres lag die Sparquote der privaten Haushalte bei nur noch 8,5 Prozent. Weitere Zinssenkungen bei Spareinlagen wie Festgeld, Sparbuch, Tagesgeld und Ähnlichem dürfte zu einem weiteren Sinken der Sparquote führen. Natürlich treibt dies auf der einen Seite den Konsum weiter an, was ja jetzt gerade im Weihnachtsgeschäft nicht unbedingt unerfreulich für den Handel ist. Auf der anderen Seite jedoch ist eine nachlassende Sparneigung kein gutes Zeichen Richtung Zukunft, zeigt sich doch darin auch eine nachlassende Vorsorge für spätere Jahre, obwohl diese immer wichtiger wird.
Die negativen Zinsschritte, welche die Europäische Zentralbank in den letzten Jahren beschlossen hat, bringen damit mehr und mehr negative Folgen mit sich für die Vorsorge der Sparer – und bringen doch kaum etwas in dem Bereich, in dem sie etwas bringen sollen: bei den Krediten für Unternehmen vor allem in den krisengeschüttelten Euro-Staaten. Eine weitere Zinssenkung wäre deshalb fatal für all jene, die Sparen wollen, da letztlich die Eurokrise weiter auf ihrem Rücken ausgetragen wird, anstatt die Banken direkt zu bestrafen, damit sie Unternehmenskredite ausgeben – und die Unternehmen dazu zu animieren, die angebotenen Kredite dann auch wirklich anzunehmen.
Sollte morgen eine weitere Senkung des Leitzinses angekündigt werden, ist davon auszugehen, dass der Kampf weiter auf dem Rücken der Sparer und Anleger ausgetragen werden wird, anstatt die Krise bei der Wurzel zu packen. Und es wird sich weiter die Frage stellen, ob die Euro-Zone, wie sie heute besteht, auch wirklich weiter Bestand haben kann, wenn ein Zinssatz für alle Länder der Währungsunion die Sparer der einen Länder in die Minizinsen stürzt, den Verbrauchern und Unternehmen der anderen Ländern jedoch nur auf dem Papier, aber nicht in der Realität weiterhilft.