Mit Spannung haben viele Anleger und viele Experten gestern auf die Entscheidung der Europäischen Zentralbank gewartet, ob der Leitzins nach Mai 2013 erneut sinken – oder ob er stabil bleiben würde. Der Rat der EZB hat sich dazu entscheiden, den Leitzinssatz für die Euro-Zone vorerst auf 0,50 Prozent zu belassen, der Leitzins bleibt damit stabil. Doch wird das auch für die Sparzinsen gelten, und wie werden sich diese im Laufe der nächsten Wochen und Monate entwickeln?
Derzeit machen gleich mehrere Banken von sich reden. Die einen durch Zinssenkungen, einige wenige gehen sogar den gegenteiligen Weg und erhöhen die Zinsen für das Tagesgeldkonto (pbb direkt) oder für einige Festgeldlaufzeiten (SWK Bank). Eine durchgängige Entwicklung der Tagesgeldzinsen und Festgeldzinsen ist damit in diesen Tagen nicht zu erkennen, die Banken gehen in unterschiedliche Richtungen – und manche warten einfach erst einmal ab, wie sich die Situation weiter entwickeln wird.
Hinsichtlich der EZB ist dies zumindest inzwischen klar: wie der Chef der Europäischen Zentralbank nach der gestrigen Ratssitzung verlauten ließ, wird die Notenbank der Euro-Zone noch lange bei der Politik des billigen Geldes bleiben. Dass diese nicht so wirkt, wie er es sich vorstellt, steht dabei auf einem anderen Blatt, wird aber nicht bemerkt werden. Die EZB geht damit weiter den Weg, den sie seit Jahren beschreitet: fernab jeglicher Realitäten. Deshalb ist durchaus damit zu rechnen, dass der Leitzins dieses Jahr noch weiter sinken wird, um die Rezession in der Euro-Zone weiter zu bekämpfen. Dass die Politik des billigen Geldes jedoch der falsche Weg sein dürfte, dies wird dem Rat der europäischen Notenbank vielleicht erst dann aufgehen, wenn die Währungsunion noch tiefer in der Krise steckt wie bisher und die Sparer noch mehr für den Schaden aufkommen müssen, den die Banken – auch gerade dank des billigen Geldes – anrichten.
Erst wenn ein Umdenken auch in den Reihen der Notenbanker stattfinden wird, könnte die Euro-Zone langsam zur Ruhe und damit aus der Rezession kommen. Die derzeitigen Wege, die strikten Sparprogramme für die Schuldenstaaten, die kontraproduktiv und damit destruktiv wirken und das billige Geld, mit dem die Europäische Zentralbank die Märkte noch lange weiter fluten will, werden die Währungsunion indes weiter in eine klare Richtung führen: noch tiefer in die Krise.