Die Nachricht, die gestern bekannt wurde, erstaunte viele: nach zwei Jahren hat die Euro-Zone den Sprung aus der Rezession geschafft, die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank und die harten Sparmaßnahmen in den Schuldenstaaten scheinen gewirkt zu haben. Durch das Ende der Rezession in der Währungsunion stellt sich nun auch die Frage, ob der Leitzins weiter so niedrig bleiben muss wie bisher, oder ob eine Anhebung des Hauptrefinanzierungssatzes der nächste Schritt sein könnte.
Denn: die Rezession in der Euro-Zone ist bekämpft, aber in Deutschland beispielsweise zieht die Inflation wieder an, und dies binnen weniger Monate recht deutlich – ein Ende der Preissteigerungen vor allem bei den Lebensmitteln wie auch beim Strom ist jedoch nicht in Sicht. Nach dem Kampf gegen die Rezession in den anderen Euro-Staaten ist es jetzt wichtig, auch darauf zu achten, dass nicht das stärkste und wirtschaftlich stabilste Land von allen in eine weiter steigende Inflation verfällt. Deshalb müsste der Leitzins im Kampf gegen die Inflation langsam aber sicher angezogen werden – wodurch es auch zu einem Anstieg der Sparzinsen kommen würde.
Dies würde auch die Sparer freuen, der niedrige Leitzins von derzeit nur noch 0,50 Prozent hat die Zinsen für Spareinlagen massiv nach unten getrieben. Statt einer positiven Realverzinsung und damit einem tatsächlichen Ertrag für ihre Ersparnisse zu erhalten, erleben die Sparer derzeit nur eines: dass die niedrigen Zinsen für ihr Tagesgeld und ihr Festgeld durch die steigende Inflation nicht nur amortisiert, sondern ins Gegenteil verkehrt werden. Und es zu einer negativen Realverzinsung kommt, die vor allem eines deutlich macht: Sparen lohnt sich in 2013 nicht, es sei denn, man will wirklich etwas auf die hohe Kante legen.
Ein wieder steigender Leitzins könnte dies ändern, die Banken würden dann wohl nur zu gerne ihre derzeitige Niedrigzinspolitik ändern, stöhnen sie doch selbst über die niedrigen Zinsen, die ihnen zum Teil nicht gerade wenig ihr Geschäft mit den Kunden madig machen. Eine Wende der EZB beim Leitzins könnte damit durchaus schnelle Änderungen bei den Zinsen für Spareinlagen bringen, vor allem beim in Deutschland sehr beliebten Tagesgeld könnte dies recht zügig gehen – es sei denn, die Geldinstitute gehen davon aus, dass der Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, keine klare Richtung weist und die Entscheidung des EZB-Rats nur halbherzig ist.
Nach wie vor können Sparer deshalb nur abwarten, wie sich die Lage weiter entwickeln wird. Sollte die Rezession weiter besiegt bleiben in der Euro-Zone, wird kaum ein Schritt vorbeigehen an einer Erhöhung des Leitzinssatzes, will die EZB selbst noch glaubwürdig bleiben.
Leitzinsentwicklung in der Euro-Zone vom Jahr 2000 bis heute
Autorin: Christel Weiher