Die ING-DiBa senkt die Zinsen für ihr Extra-Konto. Dies ist eine Nachricht durchaus wert, im Normalfall jedoch eher eine kurze. Im Falle dieser Zinssenkung der Direktbank sieht die Sache doch anders aus und da fällt uns nur noch eines dazu ein: große Worte und nichts dahinter. Noch vor wenigen Tagen hatte Roland Boekhout, der Chef der ING-DiBa bei der Vorstellung der Geschäftszahlen vollmundig angekündigt, dass es vorerst keine Zinssenkung geben wird bei seiner Bank.
Nur wenige Tage danach hat die ING-DiBa die nächste Zinssenkung für ihr Tagesgeldkonto Extra-Konto angekündigt. Für Sparer, die sich gerade nach dem Ausbruch der Finanzkrise und im Rahmen der Schuldenkrise auf ihre Bank und vor allem deren Wort verlassen möchten, ist dies natürlich ein herber Schlag. Was zählen Worte heute noch, im Jahr 2013, wo die Europäische Zentralbank die Euro-Zone durch drastische und größtenteils unverständliche geldpolitische Maßnahmen immer mehr in den Abgrund treibt? Nichts mehr, wie es scheint.
So gut das ING-DiBa Extra-Konto immer war, eine "schöne" Werbung mit dem bekanntesten deutschen Basketball-Spieler der Gegenwart kann nicht darüber hinwegsehen lassen, dass hier irgendwas deutlich verkehrt läuft zwischen dem Verhältnis Kommunikation nach außen und dem, was dann tatsächlich als Handlungen erfolgt.
Interessant ist zudem, dass die Aussage, dass es vorerst keine Zinssenkung bei der ING-DiBa geben wird, nicht mehr in dem entsprechenden Pressebericht zu finden ist. Dafür findet sich in der Online-Ausgabe der Zeitung "Handelsblatt" folgende Passage: "Angesichts des extrem niedrigen Zinsumfeldes schloss Boekhout eine weitere Absenkung der Sparzinsen nicht aus, betonte jedoch: "Wir können es uns wegen unserer Kostenstruktur leisten, langsamer runterzugehen als andere." Die Direktbank hat kein teures Filialnetz."
Aha, schön und gut. Nur würden wir gerne wissen, was Herr Boekhout unter "langsamer runterzugehen als andere" versteht. Für diese Woche sind neben der Zinssenkung für das ING-DiBa Extra-Konto zwei weitere Zinssenkungen im Bereich Tagesgeldkonten angekündigt. Auf heute hat die DenizBank ihren Zinssatz von bisher 1,65 Prozent p.a. auf nur noch 1,55 Prozent p.a. gesenkt. Die Zinssenkung beträgt damit 0,10 Prozent p.a. bzw. 10 Basispunkte. Wie die ING-DiBa, so senkt die 1822direkt auf morgen ihre Tagesgeldzinsen für das Neukundenangebot, von bisher 1,75 Prozent p.a. auf dann 1,60 Prozent p.a. Dies sind 0,15 Prozent bzw. 15 Basispunkte.
Die ING-DiBa senkt indes die Zinsen für ihr Tagesgeld Extra-Konto am Dienstag von bislang 1,75 Prozent p.a. auf nur noch 1,50 Prozent p.a. und damit um 0,25 Prozent p.a. bzw. 25 Basispunkte. Dies ist von den drei für diese Woche angekündigten Tagesgeld-Zinssenkungen die massivste, und gleich so hoch wie die Zinsanpassungen der DenizBank und der 1822direkt zusammengenommen.
Auch wenn der Chef der ING-DiBa, Roland Boekhout, zum Ende der vergangenen Woche angekündigt hat, dass es vorerst keine Zinssenkung bei seiner Bank geben wird, bedeutet dies nicht unbedingt zugleich auch, dass die Bonusaktion für das ING-DiBa Extra-Konto dann auch in die Verlängerung gehen wird.
Irgendwie fehlen einem da dann doch die Worte und es stellt sich die Frage, in wie weit man im Jahr 2013, Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise und dem Zusammenbruch der US-Großbank Lehman Brothers überhaupt noch einen Cent auf die Worte von Banken geben darf. Die ING-DiBa ist das deutsche Tochterunternehmen der niederländischen ING Group. Diese hat im Zuge der Finanzkrise staatliche Hilfen erhalten und wurde damit vor einem möglichen Zusammenbruch bewahrt. Für die kommenden Monate hat die ING Group Entlassungen in hoher Zahl angekündigt, auch aufgrund eines schwächeren Geschäftsergebnisses von 2012. Deutschland und damit die ING-DiBa soll von den Mitarbeiterentlassungen nicht betroffen sein. Lassen wir uns überraschen, ob auch dies nur Worthülsen sind oder ob diesmal tatsächlich was dran ist an dem, was nach außen kommuniziert wird.
Und so kann dieser Artikel nur mit einem enden, einem Zitat aus dem Magazin "Stern" aus dem Jahr 2009. "Es empört mich, dass meine Kollegen nach dieser verheerenden Finanzkrise auf das kurze Gedächtnis der Kunden setzen", hat der damalige Vorstandsvorsitzende der ING-DiBa, Ben Tellings, dem Nachrichtenmagazin gesagt. Dem ist von unserer Seite aus nichts mehr hinzuzufügen.