Am Wochenende hat sich ein weiteres europäisches Land ins Zentrum der Schuldenkrise gerückt. Zwar ist Ungarn kein Mitglied der Europäischen Währungsunion (EWU), dennoch ist nach der Abstufung des Landes auf Ramschstatus auch hier die Dramatik nicht zu unterschätzen. Ungarns Regierung setzt alles daran, die strauchelnde Wirtschaft zu stützen. Dies kann nur in Gesprächen mit der Europäischen Union und dem Internationalen Währungsfonds gelingen. Doch die Beziehungen zueinander sind problematisch und nicht ohne Konfliktpotential.
Die Gespräche zwischen den genannten Institutionen und der ungarischen Regierung laufen allerdings schon länger. Bereits im Jahr 2008 musste Ungarn von Notkrediten des IWF und der EU Gebrauch machen um dem Staatsbankrott gerade noch einmal zu entfliehen. Nach den Neuwahlen und der Regierungsübernahme von Viktor Orban änderte sich allerdings die politische Mentalität der Regierung: Orban kündigte den Vertrag über die Notkredite mit dem Internationalen Währungsfonds auf. Sein Wirtschaftsminister Matolcsy rief nach einer Dringlichkeitssitzung mit dem Ministerpräsidenten jedoch jetzt wieder nach der Hilfe der EU und des IWF.
Die Ratingagentur Moody‘s hat mit der Herabstufung des Landes nun noch einmal einen Weckruf gesendet. Die Refinanzierung Ungarns über die Kapitalmärkte wird nun zusehend schwerer. Die Zinsen sind gestiegen und die Staatsanleihen Ungarns werden als „spekulative Geldanlage“ bezeichnet. Deutschlands Staatsanleihen hingegen gelten weiterhin als sicherer Hafen, auch wenn in der letzten Woche ein Teil einer Neuemission erstmalig nicht vollständig platziert werden konnte und Zinssteigerungen in geringem Umfang notwendig wurden. Die Zinsen von Staatsanleihen spiegeln auch immer das Risiko einer Geldanlage wieder. Laut Capital Asset Pricing Model besteht nämlich ein positiver Zusammenhang zwischen Risiko und Rendite. Wer seinen Schwerpunkt auf einer höheren Rendite legen möchte, muss auch ein höheres Risiko tragen um die zusätzlichen Prämien zu erhalten.
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