Die Auftragslage der Industrie in Deutschland hat sich im Sommer unerwartet verschlechtert. Nachdem sich die Konjunkturentwicklung in den ersten Monaten des Jahres noch robust gezeigt hat, schlägt die sich in der zweiten Hälfte nun abkühlende konjunkturelle Lage offenbar auch auf die Bestelltätigkeit der Unternehmen durch. Im August sind die Bestellungen im Vergleich zum Vormonat um 1,3 Prozent zurückgegangen. Dies teilte das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin mit. Die Erwartungen wurden damit nicht erfüllt. Ökonomen hatten nur mit einem wesentlich leichteren Rückgang der Bestellungen um etwa 0,5 Prozent gerechnet. Bei den hier definierten Bestellungen auf Nachfrageseite handelt es sich gleichzeitig um Aufträge aus Sicht der Angebotsseite. Dies bezieht sich auf das Inland und charakterisiert damit die schwache Inlandsnachfrage als Treiber dieser Entwicklung.
Auch die Zukunftsaussichten sind eher pessimistisch. Viele Volkswirte gehen davon aus, dass sich die Inlandsnachfrage aufgrund der konjunkturellen Abkühlung auch in Zukunft weiter abschwächen wird. Daher kann auch nicht mehr von einer zunehmenden ökonomischen Dynamik in der Industrie gerechnet werden. Die bisher so robuste wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands scheint damit seit Mitte dieses Jahres erstmals von den Auswirkungen des persistenten Krisenumfelds eingeholt zu werden.
Anders hingegen sieht die derzeitige Entwicklung bei der Auslandsnachfrage aus. Die Auslandsnachfrage ist weiterhin stabil, allerdings zeichnen sich regional heterogene Entwicklungen ab. Verwunderlich ist zum einen, dass die Nachfrage aus den Mitgliedsstaaten der Europäischen Währungsunion um 2,4 Prozent gestiegen ist. Dies erscheint deshalb verwunderlich, da man angesichts der bereits eingesetzten Rezession in der europäischen Peripherie und der aktuellen Unsicherheiten wegen der europäischen Schuldenkrise eher ebenfalls mit einem Rückgang gerechnet hätte. Der Nachfragerückgang zeigt sich allerdings in den Ländern außerhalb der Währungsunion rückläufig: sie sinkt um 1,4 Prozent.
Separiert man die Gesamtnachfrage nach verschiedenen Gütergruppen, so können Investitionsgüter einen Auftragsrückgang von 3 Prozent verbuchen. Vorleistungsgüter sehen sich einem Auftragszuwachs um 1,3 Prozent gegenüber. Die Konsumgüternachfrage hingegen ist um 0,7 Prozent gesunken.