Kaum ist das Krisenbeben in Zypern angekommen, sind die Probleme in Italien schon vergessen? Nach den dortigen Wahlen vor wenigen Wochen besteht eine Patt-Situation, das Land ist derzeit unregierbar, und dennoch sinken die Zinsen für italienische Staatsanleihen wieder.
Am Dienstag dieser Woche musste Italien durchschnittlich nur noch 0,83 Prozent Zinsen auf Staatsanleihen mit einer Laufzeit von sechs Monaten bezahlen. Noch im Februar lagen die Zinsen bei einer vergleichbaren Auktion aus 1,24 Prozent, immerhin 41 Basispunkte mehr als in der März-Auktion der italienischen Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit. Insgesamt konnte sich das verschuldete Euro-Land damit 8,5 Milliarden Euro von den Anlegern leihen, die Staatspapiere waren sogar 1,44-fach überzeichnet, was ein deutliches Interesse der Investoren an den Papieren zeigt, trotz der desaströsen Lage, in der sich das südeuropäische Land befindet. Heute findet bereits die nächste Auktion statt, bei der Italien Staatsanleihen mit Laufzeiten von fünf Jahren und zehn Jahren auf den Markt bringen will. Das Land erhofft sich laut Angabe der italienischen Schuldenagentur die Einnahme weiterer 7 Milliarden Euro.
Die große Frage, die sich dabei stellt, kann nicht einfach achtlos vom Tisch gefegt werden: Haben die Anleger nichts aus der Eurokrise gelernt? Italien wackelt und könnte bald zu einem der großen Problemländer der Euro-Zone werden. Ginge das Land in die Pleite, wären die Staatsanleihen nichts mehr wert, gäbe es hingegen einen Schuldenschnitt wie bei Griechenland, würden die Anleger einen Teil ihres investierten Geldes verlieren. Trotzdem gehen die italienischen Staatspapiere weg wie warme Semmeln. Niemand weiß so genau, welche deutschen Banken und Institutionen auch bei dieser Auktion mitgemischt haben, aber es gibt zu denken. Weitere Abschreibungen in Millionenhöhe würde so manches Geldinstitut nicht verkraften, aber wie immer denken Banken nicht in der Zukunft, sondern nur in der – geldgierigen –Gegenwart. Wie hoch die Gefahr ist, sich dabei zu verzocken, zeigt das jüngstes Beispiel: Brandenburg hat einen Teil seiner Beamtenpensionen in zypriotische Staatsanleihen gesteckt. Auch hier ging es nach Vorgabe, eine hohe Rendite zu sichern – und dies in Zeiten niedriger Zinsen.
Die nächste Stufe der Krise wird damit früher oder später kommen, davon ist mittlerweile auszugehen. Nach Zypern werden andere Staaten massive Probleme bekommen, darunter wird aller Voraussicht nach auch Italien sein, und möglicherweise auch Frankreich. Die Eurokrise hat damit inzwischen nicht nur die kleineren Euro-Staaten im Griff, sondern überrollt auch immer mehr die mächtigen Länder der Währungsunion. Vielleicht ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Krise auch Deutschland mit voller Wucht trifft. Ob dann andere Regeln wie in Zypern gelten werden, sei fürs Erste dahingestellt…