Onlinebanken auf Überholspur: Filialservice bald Vergangenheit?

Viele Banken und Sparkassen müssen sich von ihren Filialen verabschieden. Immer mehr Bankkunden greifen auf Computer und Smartphone zurück und wickeln ihre Bankgeschäfte digital ab. Die Gewinner dieser Entwicklung sind die Direktbanken. Deren Kundenzahl hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Betroffen von den Filialschließungen sind vor allem die Kunden von Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Diese Geldhäuser haben bereits angekündigt, rund 360 Filialen zu streichen (Handelsblatt vom 10.05.2016). Die Zahl der Filialen der Sparkassen ist seit 2010 bereits um 12 Prozent auf 11.459 geschrumpft. Mit einem Rückgang von 11 Prozent im selben Zeitraum sieht es bei den Großbanken ähnlich aus.

Digitalisierung verändert die Banken-Welt

Onlinebanken haben einen klaren Vorteil: Da diese nur im Internet agieren, fällt ein umfangreicher Kostenapparat weg. Direktbanken können somit noch vergleichsweise gute Zinsen an ihre Kunden weiterreichen. Dies wird vor allem bei den aktuellen Tagesgeld- bzw. Festgeldangeboten deutlich. Während das Papiersparbuch, wenn überhaupt, Zinsen in homöopathischen Dosen bietet, zahlen Direktbanken aufs Online-Tagesgeld Zinsen, die noch immer über der Inflationsrate liegen. Sparkassen können da nicht mithalten, für viele Stamm-Sparer ist aber noch immer ist der Sicherheitsgedanke an erster Stelle.

Sparkassen leiden unter Niedrigzinspolitik

Die größte Herausforderung für Sparkassen ist die aktuelle EZB-Geldpolitik. Die öffentlich-rechtlichen Institute erwirtschaften kaum noch eine Rendite. Die Zinsen für langfristige Kredite lagen meist deutlich über den Zinsen für kurzfristige Einlagen. Diese Marge hat sich in den letzten Jahren deutlich geschmälert. Auch durch die Erhöhung von Kontogebühren kann dieser Verlust kaum ausgeglichen werden. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist auch das große Filialnetz nicht mehr tragbar. In schwach besiedelten Regionen lohnt es sich für Sparkassen kaum noch, die Filialtüren zu öffnen. Ein weiterer Nachteil für Sparkassen sind die sieben Landesbanken, die zum Teil defizitär arbeiten. (Tagesschau.de vom 27.04.2016).

Direktbanken immer beliebter

Laut Deutscher Bundesbank wurden im Jahr 2014 in Deutschland 75,785 Mio. Online-Konten geführt, davon waren 56,306 Mio. Girokonten. Die Zahl der Direktbank-Kunden belief sich im letzten Jahr auf ungefähr 18,2 Millionen Kunden, 10 Millionen mehr als noch vor zehn Jahren. (Quelle: Statista.de) Das Wachstum der Direktbanken und die Schließung der Bankfilialen ist ein Preis der Digitalisierung der Gesellschaft. Überfordert von der neuen Technik und vom persönlichen Service abhängig, dürfte diese vor allem die ältere Kundschaft hart treffen.