Das nahende Jahresende ist im Finanzsektor nicht ein Grund das zurückliegende Jahr Revue passieren zu lassen und insbesondere die Bewegungen am deutschen Aktienmarkt zu analysieren, sondern vor allem vorauszublicken und Prognosen für die erwartete Entwicklung der Börse im Jahr 2012 aufzustellen. Das Handelsblatt hat dazu in der heutigen Ausgabe einige Informationen aus der Kapitalmarktumfrage der Zeitung veröffentlicht und weist darauf hin, dass offensichtlich viele Finanzprofis voller Hoffnung sind, was die Entwicklung im kommenden Jahr anbelangt. Selbst eher verhaltene Analysten sehen den Deutschen Aktienindex (DAX) Ende des kommenden Jahres bei einem Stand von etwa 6500 Zählern und gehen daher von einem etwa 12prozentigen Anstieg im Laufe des kommenden Jahres aus. Dies könnte viele private Anleger nun dazu motivieren, in einen Exchange Traded Fund (ETF) zu investieren, der die Entwicklung des DAX genau widergibt. Ob dies sinnvoll ist, bleibt aufgrund der Bandbreite der Prognosen für das kommende Jahr jedoch fragwürdig.
Denn neben den eher verhaltenen Prognosen gibt es auch besonders pessimistische und besonders optimistische Vorhersagen. Besondere Optimisten sind die Finanzprofis der japanischen Bank Nomura, die den DAX Ende 2012 auf einem Stand von 7600 Zählern ansiedeln und damit ein sehr rasant positive Entwicklung des Indexes erwarten. Trifft diese Vorhersage zu, würden Anleger bei einem jetzigen Investment in den Dax eine Rendite von mehr als 20 Prozent erzielen. Ob diese Vorhersage jedoch zutrifft, kann niemand genau sagen. Es gibt auch eine Prognose, die das genaue Gegenteil vermutet: Die Société Générale vermutet den DAX zum Ende des kommenden Jahres auf einem Stand von 5500 Zählern und damit kaum besser als der bisherige Stand, der derzeit bei etwa 5800 Punkten notiert. Der Durchschnitt der Prognosen liegt bei etwa 6500 Zählern und verspricht im Mittel daher durchaus Kurssteigerungen.
Die Entwicklung des Aktienindexes im kommenden Jahr hängt von sehr vielen und nahezu unvorhersehbaren Entwicklungen ab. Dass die Prognosen nur wenig belastbar sein können, zeigt die Tatsache, dass das Handelsblatt in der gleichen Ausgabe auf Seite 4 den "Pinocchio des Tages" kürt. Es ist ein Aktienstratege der Commerzbank, der im Januar 2011 die Prognose gemacht hat, dass der DAX Ende dieses Jahres auf einem Rekordwert von 8200 Zählern zu sehen sei. Mit dieser Einschätzung lag er definitiv daneben.