Silvio Berlusconi tritt zurück: Euro-Kurs und Aktien brechen ein

Zunächst reagierten die Börsen erleichtert als die Nachricht durchsickerte, dass Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi seinen Rücktritt ankündigen wird. Als am heutigen Tag allerdings nichts Genaueres bekannt, geschweige denn ein konkretes Datum für den Abgang des Regierungschefs genannt wurde, folgte die Enttäuschung. Die Verunsicherung der Anleger wurde durch die fast untragbare Zinsentwicklung für italienische Staatsanleihen zusätzlich genährt: mit einer Rendite von mehr als 7 Prozent für ein über 10 Jahre laufendes Staatspapier ist der Rekord seit Einführung der gemeinsamen europäischen Währung geknackt.

Die Folge der sich nach der auf den Hoffnungsschimmer folgenden verhärtenden Unsicherheit war ein Einbrechen des Euros und vieler Aktienkurse an den Finanzmärkten. Gleichzeitig stieg die Nachfrage nach Kreditausfallversicherungen für italienische Staatspapiere, den sogenannten Credit Default Swaps (CDS).Die Financial Times Deutschland berichtet von einem Anstieg um 23 Basispunkte auf einen absoluten Stand von 543 Punkten und rechnet vor, dass die Absicherung einer Investition in Höhe von 10 Millionen Euro in italienische Staatspapiere mehr als eine halbe Millionen Euro kostet. Wohl gemerkt: für die Absicherung einer einjährigen Dauer. Profiteur dieser Entwicklung ist die Bundesrepublik Deutschland, die seine Anleihen letztlich für einen Zins von 0,08%, also quasi ohne Zinskosten, emittieren konnte.

Die Europäische Union diskutiert derweil bereits über die Nachfolge Berlusconis und kritisiert – nun da der Regierungschef durch sein angekündigtes Abtreten nicht mehr unmittelbar im Fokus der Kritik steht – das gesamte politische System des Landes. Berlusconi, so sagen viele Experten, habe es zwar mit seiner Regierungspolitik auf die Spitze getrieben, das eigentlich Problem sitzt aber verankert in den zur Gewohnheit gewordenen politischen Prozessen, die offensichtlich den Blick für das Wesentliche verloren haben. Insbesondere stehen wichtige Reformen, etwa der sozialen Sicherungen, immer noch aus. Auch klare Konzepte zur Verminderung der Staatsverschuldung stehen aus oder konnten von Berlusconi nicht hinreichend umgesetzt werden. Die Entwicklungen der kommenden Tage bleiben daher abzuwarten, am Finanzmarkt wird weiterhin eine hohe Volatilität erwartet. Anleger, die auf Nummer sicher gehen wollen, legen einen Teil ihres Geldes derzeit am besten in täglich verfügbares Tagesgeld an, um bei einer Stabilisierung der Börsenlage wieder einsteigen zu können.

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