Das „Handelsblatt“ hat wieder mal ein Thema entdeckt, an dem herumkritisiert werden kann, so erscheint es einem zumindest, wenn man den neuesten Artikel der Wirtschaftszeitung zum Thema hohe Festgeldzinsen liest. Dabei wird vor allem das FiBank Festgeld aufs Korn genommen und bekommt dabei mächtig sein Fett weg.
„Das Geschäftsmodell einer solchen Bank lässt sich nicht beurteilen“, wird dabei Hans-Peter Burghof, Professor für Bankwirtschaft an der Universität Hohenheim zitiert. Dies mag wohl möglich sein, nur eines wird dabei immer wieder vergessen: die FiBank ist eine bulgarische Bank, die in Sofia ansässige First Investment Bank. Und wie wir alle wissen, gehört seit 2007 auch Bulgarien zur Europäischen Union.
EU-weite Einlagensicherung per Gesetz festgelegt
In der gesamten Europäischen Union gilt seit einigen Jahren für jedes (!) Mitgliedsland die gleiche Gesetzliche Einlagensicherung. Diese liegt bei 100.000 Euro je Kunde – und gilt damit auch für Banken, die ihren Sitz in Bulgarien haben. Die Fibank ist zudem eine der größten Banken des Landes in Südosteuropa und vertreibt mittlerweile ihre Festgeldkonten auch in Deutschland. Dies ist natürlich legitim, bleibt es doch letztlich jedem Anleger selbst überlassen, zu welcher Bank er seine Einlagen trägt.
Nicht mehr anlegen als die Einlagensicherung hergibt?
Während die Gesetzliche Einlagensicherung natürlich ein wichtiger Punkt ist, der nun mal verankertes EU-Recht ist, sieht es mit weiteren Anlagen natürlich anders aus. Wir warnen nicht erst seit heute davor, mehr Geld bei einer Bank anzulegen, als die Einlagensicherung letztlich hergibt. Dies hat jedoch nichts speziell mit der Fibank zu tun, sondern damit, dass Sparer generell – und auch egal bei welcher Bank! – vorsichtig sein sollten mit der Höhe ihrer angelegten Gelder.
Das bedeutet: die Einlagensicherung sollte ein wichtiger Faktor bei der Summe des Geldes sein, die man anlegen möchte. Und dabei sollte unserer Ansicht nach die Gesetzliche Einlagensicherung maßgeblich sein. Denn wenn deutsche Banken und Sparkassen auch nur allzu gerne mit fabelhaft klingenden Millionenbeträgen für die Absicherung von Kundeneinlagen werben, so ist doch eines zu bedenken: diese hochtrabenden Einlagensicherungssysteme sind nicht einklagbar. Dazu gab es bereits vor einiger Zeit ein wichtiges Urteil des Landgerichts Berlin zum freiwilligen Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken, das hierbei nicht vernachlässigt werden sollte.
Hohe Zinsen bringen immer Risiko mit sich
Natürlich kann die Kritik an den hohen Zinsen, die es derzeit bei der Fibank gibt, nicht ganz von der Hand gewiesen werden. Dies gilt zumindest für Beträge, die über der gesetzlich abgesicherten Summe von bis zu 100.000 Euro je Kunde liegen. Für Sparer bedeutet dies immer ein Abwägen, ob sie wirklich die hohen Zinsen zu diesem Preis hinnehmen wollten oder eben maximal nur die Summe anlegen, die per Gesetzlicher Einlagensicherung abgedeckt sind.
Dieses Problem stellt sich dabei jedoch nicht nur bei ausländischen Banken dar, wie vor wenigen Jahren am Beispiel noa Bank festgestellt werden konnte. Die noa Bank warb mit viel Transparenz und vor allem hohen Zinsen, sackte massenweise Kundengelder ein und musste dann von der BaFin, der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, geschlossen werden. Damals lag die Einlagensicherung per Gesetz deutlich niedriger als inzwischen, und die noa Bank hatte sich einer Mitgliedsschaft im freiwilligen Einlagensicherungsfonds des Bankenverbandes immer verweigert.
Dies hat die Sparer damals nicht hellhörig gemacht, sie legten stattdessen fleißig Geld bei der noa Bank an, zum Teil ging es dabei um Millionenbeträge. Und irgendwann war die Bank dicht und das Geheule war groß. Dies bedeutet im Klartext: NIEMALS mehr Geld anzulegen, als die Sicherung der Einlagen hergibt, egal ob es sich um eine Bank im Inland oder eine Bank im Ausland handelt. Denn wer sich nur allein von hohen Zinsen locken lässt, ohne dabei auf die Sicherheit seines angelegten Geldes zu achten, der wird möglicherweise schneller als gedacht den nicht abgesicherten Teil seines Ersparten verlieren.
Wieso können ausländische Banken höhere Zinsen anbieten?
2,9 Prozent p.a. bietet die Fibank für das Festgeld mit der Laufzeit von einem Jahr. Dies ist natürlich eine sehr hohe Hausnummer im Vergleich mit anderen Banken, die maximal 1,75 Prozent p.a. für diese Laufzeit anbieten (die VTB Direktbank und die Crédit Agricole).
Natürlich kann man jetzt fragen: wieso bietet diese Bank so viel mehr für die gleiche Laufzeit an? Und wieso bieten ausländische Banken in den meisten Fällen höhere Zinsen für Festgeldkonten wie auch für Tagesgelder an? Diese Frage ist recht einfach zu beantworten: deutsche Banken wie auch Sparkassen benötigen in den meisten Fällen die Einlagen ihrer Kunden nicht zur Refinanzierung. Deshalb halten sie die Zinsen für Spareinlagen in Zeiten eines niedrigen Leitzinses natürlich auf einem niedrigen bis sehr niedrigen Niveau – meckern aber andererseits darüber, dass der niedrige Hauptrefinanzierungssatz ihnen das Geschäft vermiesen würde. Und werfen es dann in den Raum, das immer schnell erzählte Märchen von der Enteignung der Sparer.
Zinsniveau bei deutschen Banken Schuld am Sparerfrust?
Und so wird gerne in andere Länder geblickt und man wundert sich dann, wieso die Zinsen dort so hoch sind, die es für Festgelder und Tagesgeldkonten gibt. Und kritisiert dann gerne an deren hohen Zinsen und dem Risiko herum, anstatt sich endlich mal an die eigene Nase zu fassen. Und darüber nachzudenken, was man selbst dazu tun könnte, um endlich wieder an die Einlagen der Kunden zu kommen, anstatt diese und deren Gelder durch Minizinsen mehr und mehr zu vertreiben.
Während die Konsumfreude so hoch ist wie nie zuvor in Deutschland, ist gleichzeitig die Sparneigung so niedrig wie nie. Dies ist eine deutliche Folge der sehr niedrigen Zinsen, die es von deutschen Geldinstituten derzeit zuhauf gibt. Und während man keine Lust hat, in der eigenen Suppe zu rühren, will man stattdessen anderen Banken in die Suppe spucken und diesen das Geschäft madig machen – nur weil das eigene Geschäftsmodell nicht mehr so funktioniert, wie es mal gedacht war.
Und wie sicher ist das Fibank Festgeld nun wirklich?
Das Festgeld der Fibank ist so sicher, wie die Einlagensicherung in Bulgarien hält. Dies gilt für jedes Land in der Europäischen Union gleichermaßen, egal ob es nun Bulgarien oder Deutschland heißt. Natürlich kann auch die Gesetzliche Einlagensicherung zusammenbrechen, dann muss jedoch der jeweilige Staat in die Bresche springen. Einfach zu sagen: nein, die Einlagensicherung hat das Geld nicht, das benötigt wird, um Bankenpleiten aufzufangen, das geht natürlich nicht. Doch gleich von einer Pleite auszugehen, nur weil eine Bank hohe Sparzinsen anbietet, dies kann nicht der richtige Weg sein. Auch nicht der Kritiker, die sich immer schnell finden lassen, wenn eine Bank nicht mit dem Strom schwimmt, sondern sich mit hohen Zinsen dem niedrigen Zinsniveau stellt.
Für jeden Sparer kommt es deshalb darauf an, wie er selbst vorgehen möchte. Vertraut er der bulgarischen Einlagensicherung, oder behält er sein Geld lieber in Deutschland und bekommt dafür dann Minizinsen. Und zahlt angesichts einer Inflationsrate von 1,3 Prozent (im Januar 2014) dann auch noch für die Bank drauf.
Sparen bedeutet letztlich immer auch Risiko, das wissen wir alle, die wir uns schon länger mit dem Thema Geldanlage befassen. Wie der Fall Zypern gezeigt hat, und wie auch die Zukunft zeigen dürfte, ist letztlich mit der Geldanlage auch bei sicheren Anlagearten immer auch ein Risiko verbunden. Angelegte Gelder über der Gesetzlichen Einlagensicherung sind deshalb immer ein Spiel mit dem Risiko – und dieses zu spielen, oder eben nicht, ist jedem Sparer und jeder Anlegerin selbst überlassen!