In den letzten Tagen macht sich vermehrt die Meinung breit, dass die Europäische Zentralbank kommenden Monat erneut den Leitzins senken wird. Befeuert wurden die Diskussionen von EZB-Chef Mario Draghi, der eine weitere Senkung des für Banken, Sparer und Kreditkunden gleichermaßen wichtigen Zinssatzes alles andere als ausschließt.
Bereits letzten Monat war nach einigen Monate Ruhe der Leitzins auf nur noch 0,50 Prozent gesenkt worden, trotzdem blieb die große Zinssenkungswelle bislang aus. Zwar senkten in den letzten Wochen einige Banken die Zinsen für Tagesgeldkonten und Festgelder, aber eine flächendeckende Welle von Zinssenkung kam bisher nicht ins Rollen. Dies könnte zweierlei Gründe ab: auf der einen Seite warten die Banken entweder ab, bis es zu einer weiteren Leitzinssenkung kommt und schrauben die Sparzinsen dann noch einmal kräftig nach unten. Oder aber sie haben gemerkt, dass für die Zinsen kaum mehr Luft nach unten ist, wollen sie nicht ihre bisherigen Sparkunden ganz verprellen und an andere Banken verlieren, die höhere Zinsen für Tagesgelder und Festgeldkonten bieten.
Damit kann derzeit kaum eine Prognose darüber getroffen werden, ob eine weitere Senkung des Leitzinses durch die Europäische Zentralbank auch automatisch einen weiteren Absturz der Sparzinsen bedeuten wird. Es könnte stattdessen auch zu einem Stillstand bei den Zinsen kommen, der so lange anhält, bis der Leitzins entweder Ende kommenden Jahres, oder aber spätestens wohl 2015, wieder angehoben werden wird. Sparer müssen sich deshalb nach wie vor warm anziehen und stehen damit auch weiterhin vor der Frage, wie sie ihr Geld am besten anlegen, um eine gewisse Sicherheit für die Ersparnisse zu haben, und dennoch auch mindestens einen Inflationsausgleich zu schaffen – oder aber, was noch wichtiger wäre, eine tatsächliche Rendite – also einen positiven Realzins – zu erwirtschaften.
Derzeit sieht die Lage für viele Sparer genau umgekehrt aus: sie bekommen Zinsen unter der Inflationsrate für ihre Sparkonten, ein Ausgleich der Preissteigerungsrate ist damit nicht mehr möglich und die Ersparnisse rutschen damit in eine negative Realverzinsung. Das heißt, der Sparer bekommt für sein Geld weniger Zinsen als die aktuelle Inflationsrate und verliert damit Monat für Monat einen Teil seiner Ersparnisse an die Inflation.