Hohe Zinsen – aber kein Interesse an Transparenz?
Vor einem knappen Monat hatte Stiftung Warentest auf Test.de geschrieben, dass Weltsparen.de, da es eine Plattform für Banken aus dem Ausland ist, nicht weiter in Zinstest aufgenommen werden würde. Als Grund wurde hierfür seitens Finanztest genannt: „Die Betreiber machen deutschen Anlegern ausländische Zinsangebote zugänglich (Special Festgeld: Hohe Zinsen im Ausland kassieren, Finanztest 3/2014), erfüllen aber nicht unsere Anforderungen.“ Nun ist natürlich die Frage: Wieso eigentlich nicht? Weltsparen.de bietet verschiedene Festgeldkonten von mehreren ausländischen Banken an. Darunter ist auch die polnische Alior Bank, die beim Zinstest von Finanztest einfach unter den Tisch gefallen lassen wird. Warum? Weil sie nur von Weltsparen.de angeboten wird? Oder weil es eine polnische Bank ist? Beides ist gleichermaßen irrsinnig und fragwürdig.Surftipp: Das Fibank Festgeld im Test
Polnische Bank fällt unter den Tisch
Der Bankenstresstest 2014, dessen Ergebnisse die Europäische Zentralbank im Oktober dieses Jahres veröffentlicht hat, war eine harte Nummer für die großen Banken in Europa. Einzig die Banken eines Landes bestanden dabei durch die Bank weg – und das ist Polen. Warum Finanztest sich gegen die Aufnahme der polnische Alior Bank in den Zinstest weigert, ist deshalb mehr als fragwürdig. Polen hat eine geringe Staatsverschuldung, die Gesetzliche Einlagensicherung des Landes ist gut aufgestellt, und den Banken im Land geht es finanziell deutlich besser als in anderen Staaten der Euro-Zone. Die Alior Bank, bei der über Weltsparen.de Festgeldkonten auch von Bundesbürgern eröffnet werden können, bietet derzeit eine Verzinsung von 2,10 Prozent p.a. an, für eine Laufzeit drei Jahren. Damit ist dieses Festgeldkonto eines der derzeit besten, die es für deutsche Sparer gibt. Nur: Die Zeitschrift Finanztest aus dem Hause Stiftung Warentest interessiert dies nicht. Denn die Bank passt ihnen irgendwie nicht in den Kram und deshalb auch nicht in den Zinstest.Surftipp: Das Festgeld der Alior Bank im Test
Ohne jährliche Zinsgutschrift keine Chance
Ein weiterer Knackpunkt, den Sparer dringend hinterfragen sollten, wenn sie den aktuellen Festgeld-Test von Finanztest nutzen wollen, ist die Zinsgutschrift der dort erwähnten Angebote. Es werden, neben der „vertrauenswürdigen Einlagensicherung“, nur Festgeldkonten aufgenommen, die eine mindestens jährliche Gutschrift der Zinsen aufweisen können. Nun ist aber die entscheidende Frage: Was ist mit den gut verzinsten Festgeldkonten, bei denen die Gutschrift, wie mitunter bei Banken dieser Anlageart nun mal üblich, erst am Ende der Laufzeit gut geschrieben werden? Diese fallen bei dieser seltsamen Form des Auswahlverfahrens zwischen vermeintlich guten Festgeldkonten und weniger guten Festgeldern einfach unter den Tisch.J&T Banka aus Tschechien – bleibt unerwähnt
Unerwähnt beim Zinstest bleibt auch die tschechische Bank J&T Banka. Wie der aktuelle Festgeldrechner zeigt, erhalten deutsche Sparer bei der J&T Banka derzeit 1,80 Prozent p.a. für 12 Monate und 2,00 Prozent p.a. für 24 Monate Anlagedauer.Surftipp: Das Festgeld der J&T Banka im Test
Österreichische Banken nicht erwähnenswert?
Gleich mehrere Banken, die ihren Sitz in Österreich haben, gehören zu den aktuellen Spitzenanbietern in Sachen Festgeld. Dennoch scheint ein Teil der Institute für Finanztest keine Rolle zu spielen beim Zinstest. So wird zwar die VTB Direktbank erwähnt, unter den Tisch fallen jedoch die in Sachen Zinsen attraktiven Festgeldkonten der DenizBank und der Sberbank Direct. So ganz zu verstehen, wieso beim Festgeld Test zum Ende dieses Jahres hin der große Unterschied gemacht wird, ist das ehrlich gesagt nicht.Surftipp: Das Festgeld der VTB Bank im Test
Sehr geehrte Damen und Herren.
Ganz kann ich Ihrer Kritik an Finanztest nicht zustimmen.
Ich bin Nutzer von Weltsparen.de und erhalte immer wieder die aktuellsten Angebot.
Was ich vermisse sind Hinwiese seitens Weltsparen.de auf gewisse Risiken bei den ausgelobten Anlage.
Z. B. Norwegen. Kein Wort über das Währungsrisiko.
Alle Anlagen im osteuropäischen Raum sind der der vermeintlichen europäischen Einlagensicherung bis 100.000,00€ nicht wirklich sicher. Beispiel war kurzfristig die Fibank in Bulgarien, als nichts mehr ging. Wenn da der Russe einmarschiert oder es gibt einen Umsturz politischer Natur gibtfragt dort kein Mensch mehr nach einer Einlagen-sicherung. Man erinnere sich an die Kaupting Bank, und die war nicht im Osten. Eben so wenig Zypern.
Nein, nein, ganz so einfach ist die ganze Sache nicht. Ich empfehle allen Renditejägern eine gesunde Skepsis und ein überlegtes Abwegen, ausschließlich Renditen nachzujagen.
Mit freundlichen Grüßen und Ihnen allen besinnliche Feiertage,
Klaus Elias
Hinsichtlich des Währungsrisikos geben wir Ihnen teilweise recht. Hinsichtlich der Einlagensicherung sind wir – zumindest bei den meisten Angeboten – anderer Meinung. Die Kaupting Bank kann hier nicht als Beispiel dienen, da Island nicht den gleichen Regelungen wie die EU-Staaten unterliegt. Auf extreme geopolitische Umwälzungen haben wir, da haben Sie recht, keinen Einfluss. Wir bewerten immer den Status Quo.
Entgegen Ihrer Meinung halte ich das Prinzip von „Finantest“ nicht für unrichtig, wenn diese Zeitschrift im Interesse der „kleinen Sparer“ jene Banken mit Angeboten für Festgeldanlagen ausklammert, die statt jährlicher Zinszahlung erst am Ende der Laufzeit die Zinsen wertstellen. Der Grund ist das Zuflussprinzip und die hohe Progression in der deutschen Steuergesetzgebung. Wenn ich als Rentner die Zinsen einer Festgeldanlage erst nach drei oder mehr Jahren erhalte, muss ich viel mehr Steuer abführen als bei jährlicher Zinsausschüttung.