Beim Thema Verschuldung und Staatsschuldenkrise ist bisher immer nur von den Staaten gesprochen worden, die sich durch eine zu hohe Ausgabentätigkeit in den letzten Jahren stark verschuldet haben. Die Frage, ob die Krisenstaaten wie Griechenland, Irland, Portugal oder Spanien in der Lage sein werden, ihre Schulden irgendwann einmal zu tilgen oder gar auch noch zu verzinsen, ist für viele Anleger eine der prominentesten Fragestellungen bei der derzeitigen Vermögensanlage. Diese bezog sich bisher zwar eher auf die Staaten, die sich durch langjährige unsolide Haushaltspolitik ins finanzpolitische Abseits gespielt haben und in Zahlungsschwierigkeiten geraten sind. Doch die Verbindung zwischen Staatsschulden und den Lasten, die die Bürgerinnen und Bürger zu tragen haben, ist recht offensichtlich.
Wenn ein Staat statt sich über Steuereinnahmen zu finanzieren auf die Anleihenmärkte zurückgreift, schafft er dort eine zusätzliche Nachfrage nach Kapital. Dies kann bei konstantem Sparvolumen zu Zinssteigerungstendenzen führen, was dazu führt, das möglicherweise die Gesamtnachfrage ihre Struktur zugunsten der staatliche Nachfrage und zulasten der privaten Nachfrage anpasst. Dies wird als „Crowding out“ bezeichnet und hat zur Folge, dass die private Kreditnachfrage durch den Staat verdrängt wird. Die Konsequenzen, die dies wiederum für das Wirtschaftswachstum in Sinne der Investitionstätigkeit haben könnte, sind offensichtlich. Allerdings gibt es auch ein Gegenstück zur "Crowding out"-Hypothese, die nicht von einem konstanten Sparvolumen ausgeht. Das Ricardianische Äquivalenztheorem geht davon aus, dass die Bürger die zusätzlichen Belastungen bereits heute antizipieren.
Denn letztlich steigert der Staat durch die Kreditaufnahme am Anleihenmarkt seinen Schuldendienst. Um diesen zu bedienen wird er in Zukunft auf höhere Steuereinnahmen und damit höhere Belastungen für die Bürgerinnen und Bürger setzen. Da die heutige Generation dies antizipieren kann, legt sie bereits heute verstärkt Geld zurück um den zukünftigen Generationen diese zusätzlichen Belastungen zumindest etwas zu erleichtern. Das Angebot auf dem Kapitalmarkt steigt. Wenn nun gleichzeitig auch die Nachfrage steigt, hat das auf die Zinsen keinerlei Einfluss. Der Staat kann sich quasi zinsneutral finanzieren.