Das Aufnehmen von Krediten hat sich in der Gesellschaft in den vergangenen Jahrzehnten zur Normalität entwickelt. Während zu früheren Zeiten fast ausschließlich Unternehmen das hohe Risiko eingingen und sich bei der Bank Geld zur Finanzierung von Investitionen liehen, sind mittlerweile heute viele private Haushalte hochverschuldet. Der Unterschied zwischen den beiden privaten Wirtschaftsakteuren in der Volkswirtschaft ist leider meist der, dass Haushalte die Kredite für den Konsum nutzen und damit keine Rendite erzielen. Unternehmen hingegen fokussieren sich auf Investitionen, die in Zukunft Erträge erwirtschaften. Diese ermöglichen dann die Rückzahlung des Kredites inklusive der Verzinsung, den sogenannten Kapitalkosten. Haushalten fällt es oft schwieriger, den Kredit zurückzuzahlen. Etwa, wenn man sich auf Pump ein neues Auto kauft, das anschließend durch einen Unfall auch noch in die Werkstatt muss und dadurch eher steigende Kosten verursacht, als die Wahrscheinlichkeit auf eine Rückzahlung des Kredites erhöht.
Aus Sicht der Betriebswirtschaftslehre ist die Verschuldung von Unternehmen kein Problem. Sie ist sogar zwingend notwendig. Nur wenn Unternehmen ausreichend Kapital zu vertretbaren Konditionen bereitgestellt wird, sind Investitionen und damit auch Wirtschaftswachstum und ein gesamtwirtschaftlich optimales Beschäftigungsniveau möglich. Inzwischen ist diese klassische betriebswirtschaftliche Sicht allerdings nicht mehr so stark in den Führungsetagen der Unternehmen vertreten. Immer mehr Unternehmen setzen auf alternative Finanzierungsquellen und scheuen eine hohe Fremdkapitalquote. Immer mehr Unternehmen geben zum Beispiel Aktien aus, die unter das Eigenkapital fallen. Dabei nehmen sie dann allerdings teilweise erhebliche Nachteile in Kauf, da die Dividende, die bei Aktien die Kapitalkosten ausmacht, nicht steuerabzugsfähig ist. Anders wäre dies beim Fremdkapital.
Inzwischen untersuchen betriebswirtschaftliche Studien, woher die neue Aversion vieler Unternehmen gegen eine hohe Fremdkapitalquote kommt. Teilweise haben sich monetäre Faktoren gefunden, die zwar im verbogenen liegen, aber dennoch eine Ursache ausmachen können. Einen gewichtigen Grund sehen viele Forscher darin allerdings nicht. Vielmehr seien psychologische Faktoren in den Mittelpunkt ihres Interesses gerückt. So ist herausgefunden worden, dass ältere Manager mit viel Lebenserfahrung eine starke Aversion gegen Kreditaufnahme haben. Sie haben teilweise persönlich die Ausmaße der Weltwirtschaftskrisen miterlebt und scheuen sich vor derartigen Entwicklungen. Zudem spielt die Unabhängigkeit gegenüber Banken wohl auch in den aktuellen Zeiten eine wichtige Rolle.