Banken: Klassisches Einlage- und Kreditgeschäft bringt nur geringe Erträge

Die Zinsen sind derzeit auf dem niedrigsten Niveau seitdem die Europäische Zentralbank (EZB) die geldpolitische Verantwortung für den Euroraum übernommen hat. Tiefer als 1,00 Prozent ist der Leitzins bisher noch nicht gewesen, daher ist sie für viele Geldpolitiker eine magische Marke, die man wohl nur ungern unterschreitet. Dies hätte psychologische Effekte und würde ein Szenario erwecken, das bedrohlicher ist als die Finanzkrise im Jahr 2008. Auch zu diesem Zeitpunkt hatte die EZB den Zins auf dieses Niveau gesenkt und mit zusätzlichen geldpolitischen Maßnahmen wie der quantitativen und qualitativen Lockerung ihr Instrumentarium erweitert. Auf einem so niedrigen Zinsniveau, bei dem natürlich auch die Kreditzinsen in der Volkswirtschaft entsprechend niedrig sind, ist es für die Banken sehr schwierig Erträge zu erwirtschaften.

Wenn die Institute auf das typische Einlagen- und Kreditgeschäft bauen, profitieren sie in der Regel vom Zinsspread zwischen Einlagezins und Kreditzins. Bei niedrigen Zinsen ist dieser jedoch sehr gering, was die Ertragserwirtschaftung zunehmend schwierig macht. Gleichzeitig ist sogar noch zu beobachten, dass die Einlagezinsen deutlich über dem Interbankenzins liegen, was ihre Ursache wohl in den neuen Regulierungsvorhaben hat. In Zeiten bei denen der Spread sehr gering ist, nehmen die Institute hauptsächlich die Fristentransformation vor. Das heißt, sie nehmen kurzfristig zu geringen Zinsen Geld von ihren Kunden auf und verleihen dieses zu längeren Fristigkeiten und höheren Zinsen wieder um aus der dann entstehenden Zinsdifferenz Erträge zu erwirtschaften. Dies birgt allerdings auch einige Risiken, die vornehmlich hinsichtlich der Liquidität auszumachen sind. Wenn sich zudem die Sparzinsen erhöhen wird auch diese Zinsdifferenz geringer. Eine Erhöhung der Kreditzinsen ist dann oft aufgrund der vertraglichen Fixierung ausgeschlossen.

Hohe Zinsen bieten damit für Banken auch höhere Chancen Erträge zu erwirtschaften, da die Differenzen dann größer zu gestalten sind. Ein sehr ähnliches Problem haben auch viele Versicherungen, die in letzter Zeit immer häufiger ähnliche Produkte aufgelegt haben, wie die Banken. Aufgrund steuerlicher Veränderungen sind die klassischen Lebensversicherungen häufig nicht mehr so attraktiv und werden daher mit ähnlichen Konditionen ausgestaltet wie Tagesgeldkonten. Die dadurch auch zunehmende Konkurrenz zwischen Banken und Versicherungen verschärft den Kampf um die Zinsdifferenzen weiter.

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